Man soll die Feste bekanntermaßen feiern, wie sie fallen, und genau aus diesem Grund kamen Spieler sowie Verantwortliche und einige Fans der TuS Rot-Weiß Koblenz am Mittwochabend nach getaner Schwerstarbeit noch bei bester Stimmung zur „dritten Halbzeit“ im Vereinsheim neben dem Hartplatz auf dem Koblenzer Oberwerth zusammen.
„Einen dürfen wir heute Abend dürfen trinken“, kündigte Trainer Heiner Backhaus noch bei der Pressekonferenz an. Seine Spieler hatten in den 90 Minuten zuvor gegen die Erstliga-Reserve des VfB Stuttgart Historisches geleistet und durch den Treffer von Maximilian Pommer (45.) für den ersten Sieg des Vereins in der Regionalliga Südwest gesorgt. „Es war der Sieg, auf den die ganze Stadt so lange gewartet hat“, atmete der Trainer auf. „Jetzt hoffen wir, dass der Erfolg die Köpfe befreit, die Spieler etwas euphorisiert und die Mannschaft noch mehr an sich glaubt.“
Die Begegnung hielt in der ersten Halbzeit nicht viele torgefährliche Aktionen parat, was für die defensiv guten organisierten Gastgeber spricht. Der VfB besaß zwar mehr Ballbesitz, fand aber kein Durchkommen, gegen die Rot-Weiß-Hintermannschaft. „Ich habe bei uns spielerisch einige gute Ansätze gesehen, vermisste aber im letzten Drittel die Zielstrebigkeit und Gier. Da waren wir zu harmlos“, sagte der ehemalige Bochumer und Bremer Bundesliga-Profi Frank Fahrenhorst auf der Bank der Gastgeber, der dem Nachwuchs das Vertrauen schenkte und für Ex-Nationalverteidiger Holger Badstuber die Reservistenrolle vorsah. In den Blickpunkt geriet zunächst die Koblenzer Hintermannschaft: In der 18. Minute dribbelte Angreifer Marcel Sökler Rot-Weiß-Schlussmann Baboucarr Gayé aus, versuchte es aus spitzem Winkel und bekam das 0:1 durch Alexis Weidenbach verhindert – der einzige im aktuellen Aufgebot, der den letzten Punktspielsieg der Rhein-Mosel-Städter am 22. Mai 2019 gegen den FC Karbach in der Oberliga auf dem Platz miterlebte. Gayé, der frischgebackene gambische Nationaltorhüter, rettete in der 42. Minute gegen Sökler, ehe Domenico Alberico den Nachschuss am Ziel vorbeisetzte. Die bis dahin erste Möglichkeit der Backhaus-Elf führte zum 1:0. VfB-Keeper Florian Schock konnte Ali Ceylans Schuss nicht festhalten und wehrte die Kugel vor die Füße von Maximilian Pommer ab, der mit letztem Einsatz das 1:0 erzwang. Zum dritten Mal legte Rot-Weiß in dieser Saison vor, anders als in Gießen und Kassel reichte es diesmal zu drei Punkten.
Die Schwaben versuchten nach der Pause die Schlagzahl zu erhöhen. Unverändert agierten die Gastgeber schnörkellos und mieden das Risiko, indem sie sich nicht zu schade waren, den Ball auch einfach einmal wegzudreschen. Diese klaren Aktionen hatte Trainer Backhaus nach der Niederlage gegen Homburg eindringlich gefordert. Die Spieler folgten und behielten ihre Kompaktheit. Söklers Versuch in der 72. Minute brachte genauso wenig ein wie das letzte Stuttgarter Anrennen in den Schlussminuten. „Wir haben heute eine Leistung am Limit abgerufen. Das ist unsere einzige Chance, wie wir in der Regionalliga zu Punkten kommen können“, freute sich der Koblenzer Trainer, dass der Einsatz diesmal mit drei Zählern belohnt wurde. Justin Kleins Abschluss nach einem Konter (74.) hätte zum Beispiel früher für etwas weniger Nervenkitzel sorgen können, aber diesen beendete Schiedsrichter Philipp Hofheinz mit dem Abpfiff um 20.50 Uhr an diesem Mittwochabend 511 Tage nach dem letzten siegreichen Punktspiel.
Koblenz: Gayé – Weidenbach (75. Ekallé), Taag, Miotke – Klein, Spang, Fouley, Ceylan – Pommer (72. Sagat) – Mustafa, Ivicic (46. Koljic).
Stuttgart: Schock – Reutter (62. Pasalic), Stein, Maglica, Kober – Weil, Michel (87. Cetinkaya) – Wolf (89. Kopf), Zografakis – Alberico, Sökler.
Schiedsrichter: Philipp Hofheinz (Niefern-Öschelbronn).
Zuschauer: 250.
Tor: 1:0 Maximilian Pommer (45.).